Eine kleine Holzfigur erzählt
eine Geschichte ....
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So lautet die Überschrift im
vom 02.06.18 Redakteurin
Claudia Ellersiek |
Quickborns „Mister Fußball“
Uwe Langeloh hat viele Jahre eine von Hand geschnitzte
Holzfigur verwahrt, die einen Fußballspieler zeigt. Mit dem
kleinen Kicker ist seine eigene Geschichte eng verbunden,
aber auch die eines englischen Offiziers, der nach dem
Zweiten Weltkrieg mit Fußballspielen dafür sorgte, dass sich
die Quickborner und die englischen Sieger aussöhnten. Jetzt
hat die Figur den Besitzer gewechselt und wird von Matthias
Fischer-Willwater verwahrt.Die Statue der Aussöhnung |
Uwe Langeloh hat lange eine
Holzfigur mit Fußballgeschichte gehütet, jetzt reichte er
sie an Matthias Fischer-Willwater weiter |
Die kleine Figur zeigt einen
Fußballspieler, der auf einem Sockel steht und ausholt, um
einen Ball zu kicken. Die filigrane Schnitzarbeit ist über
70 Jahre alt, über ihre Herkunft und den Künstler ist nichts
bekannt. Aber sie steht für eine besondere Geschichte, die
eng mit der von Quickborns „Mister Fußball“ Uwe Langeloh
verbunden ist. In seinem Besitz war die Figur, ein Geschenk,
viele Jahre. Nun reichte er sie weiter an den studierten
Historiker und Heimatforscher Matthias Fischer-Willwater,
der sie zukünftig verwahren wird. Damit ist er jetzt der
Hüter einer berührenden Geschichte über die versöhnliche
Kraft des Sports im Allgemeinen und des Fußballs im
Besonderen. |
Sie erzählt von dem
englischen Offizier Frank Bushby (Foto), der als Mitglied
der nach dem Zweiten Weltkrieg installierten englischen
Militärregierung nach Quickborn kam. Zeitzeugen bezeichneten
ihn später als „Glücksfall“ für Quickborn, denn Bushby
setzte von Beginn an auf Versöhnung, wollte Vorurteile
überwinden und einstige Gegner zu Freunden machen. Sein Ziel
erreichte er mit Hilfe des Sports, der seine Leidenschaft
war: Fußball. Bushby, so erinnert sich Langeloh, bat zum
friedlichen Kampf um das runde Leder, kaum dass die Waffen
schwiegen. Auf dem Sportplatz an der Feldbehnstraße
gegenüber der Schokoladenfabrik brachte er Deutsche und
Engländer zusammen. |
Der FC Holstein, einer der
Vorgänger des heutigen TuS, gegen Militärbedienstete aus dem
Mutterland des Fußballs – dieses Freundschaftsspiel war eine
Sensation und ist möglicherweise auch dem damals gerade mal
zehn Jahre alten Langeloh zu verdanken. Allen
Sprachbarrieren zum Trotz plauderten der Junge und der
Offizier bei ihren Treffen im damals noch überschaubaren
Quickborn über ihr Lieblingsthema – Fußballmannschaften,
Spiele, Aufstellungen. „Im Laufe der Jahre wurde er für mich
wie ein Vater“, sagt Langeloh, der heute keine Erinnerung
mehr daran hat, wie das Spiel ausgegangen ist. Geblieben ist
bei ihm aber das Gefühl, das am Ende alle als Sieger aus der
Partei hervorgingen. |
Für den Engländer markierte
das Match offenbar den Beginn seiner sportlichen
Aufbauarbeit in Quickborn. Den Spielern des FC Holstein half
er, wo er konnte, organisierte für sie in seiner Heimat
sogar einen Satz Trikots. Durch sein Engagement, so sieht es
Langeloh, wurden aus einstigen Feinden Freunde fürs Leben. |
angeloh erinnert sich noch
gut an seine Treffen mit dem englischen Offizier. „Es war
mir eigentlich verboten, Kontakt zu Frankie, wie ihn alle
nannten, zu haben. Meine Mutter wollte das nicht“, sagt er.
Bushby suchte sie auf und machte offenbar Eindruck mit
seiner Freundlichkeit. Von da an durfte Sohn Uwe seinen
väterlichen Freund auch weiter besuchen. Ein Glücksfall für
den Jungen, dessen eigener Vater zu der Zeit in
Kriegsgefangenschaft war. |
1947 kehrte Bushby nach
England zurück. Spielerausschuss und FC-Präsidium
verabschiedeten den „dear sporting comrade“, also den lieben
Sportskameraden, wie es in einem Brief heißt, mit einer
hölzernen Fußballerstatue als Erinnerung an seine Zeit in
Quickborn und Dank für alles, was er für die Stadt und ihre
Menschen getan hat. Es sollte eine Trennung auf Zeit sein.
Mitte der 1950er Jahre kehrte er nach Deutschland zurück, um
in Hamburg im englischen Konsulat zu arbeiten. Seine neue
Heimat wurde natürlich Quickborn, wo er später mit Annaliese
Reimers die Liebe seines Lebens fand. |
Als sie 1986 starb, lebte er
allein im Haus an der Pinneberger Straße, tauchte aber nach
wie vor regelmäßig auf dem Fußballplatz auf, um Freunde zu
treffen und zu fachsimpeln, erinnert sich Langeloh. Fotos
von ihm oder Hinweise in Dokumenten gibt es nur wenige –
trotz seiner Verdienste um Quickborn. Kurz vor seinem Tod
1991 – Bushby wurde 79 Jahre alt – schenkte er die kleine
Fußballtrophäe seinem vielleicht ersten Freund in Quickborn,
der sie all die Jahre wie einen Schatz hütete. Dass er sich
nun von ihr getrennt hat, begründet er ganz pragmatisch mit
seinem Alter. „Wenn mir mal was passiert, geht sie
möglicherweise verloren und mit ihr die geschichte.“ Das
wollte ich unbedingt verhindern.“ Fischer-Willwater wird
sich nun um den kleinen Kicker kümmern und vor allem die
Geschichte dahinter erforschen. Die notwendigen Unterlagen
lieferte Langeloh gleich mit.
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Das Foto ist Eigentum von
der Redakteurin
Claudia Ellersiek
vom Quickborner Tageblatt |
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