Artikel im Hamburger Abendblatt vom 5.8.202 von

Der kleine Fußball darf nicht im Abseits stehen

Veranstaltung der Verbandsligaclubs

Bernhard Benz, Andreas Boldt, Heiko Ahrens und Rüdiger Syring vom NDR-Fallschirmteam flogen Werbebotschaften in das Holstenstadion ein, nicht etwa den Spielball. "Vermarktung des Amateur-Fußballs in einem gewissen Rahmen muss sein" - das ist die Botschaft einer Expertenrunde, die am Ende der Verbandsliga-Saisoneröffnungsfeier des TuS Holstein Quickborn im Festzelt vor Publikum tagte. Horst Kracht, der sportliche Leiter des SC Victoria, begrüßte die Veranstaltung in Quickborn grundsätzlich: "Damit der kleine Fußball im Gespräch bleibt. Es geht nicht, dass die Bundesliga alles aufsaugt." Jürgen Deppe, stellvertretender Vorsitzender im Schiedsrichter-Ausschuss: "Wir müssen dem Zuschauer vermitteln, dass wir ihn brauchen." In Quickborn fühlten sich 800 Fußballfans gut unterhalten und verpflegt. Für Gesprächsstoff war in den letzten Wochen allerdings schon gesorgt. Die Hamburger Szene ist vom Rückzug des 1. SC Norderstedt aus der Oberliga erschüttert, kann diesen Schritt aber auch nachvollziehen. Verbandsgeschäftsführer Karsten Marschner: "Wenn sich ein Verein nicht in finanzielle Abenteuer stürzen will, muss man das akzeptieren." Erstaunen löste der Wandel des Harburger TB vom Absteiger Nummer eins vor einem Jahr zum Titelanwärter dieser Saison aus. "Habt ihr denn Kohle ohne Ende?", fragte Moderator Wolfgang Nitschke während der Vorstellung der Fußballteams provokativ. "Wir wollen aufsteigen, aber wir werfen mit dem Geld nicht um uns", entgegnete HTB-Trainer Rainer Wasielke, der gleichzeitig Hauptsponsor ist. Seine Spieler Frank Grobitzsch, Oliver Hirschlein und Mihail Develi waren beeindruckt: "So eine Veranstaltung in Harburg wäre wünschenswert." Auch Verbandspräsident Dr. Friedel Gütt freute sich über einen gelungenen Abend, zu dem er extra aus dem Berner Oberland angereist kam - ein besonders strapaziöser Solidaritätsbeweis. Nun ist auch der HTB gefordert, die Quickborner Idee aufzugreifen. Der kleine Fußball darf nicht im Abseits landen.